
Das ständige Gefühl fettiger Haare kommt nicht vom „zu oft“ Waschen, sondern von der Zerstörung des Kopfhaut-Ökosystems durch aggressive Reinigung.
- Aggressive Sulfate (SLS/SLES) strippen den schützenden Säuremantel, was zu einer kompensatorischen Talg-Überproduktion und Reizungen führt.
- Der Mythos des „Ausfetten-lassens“ ist kontraproduktiv, da alter, oxidierter Talg den Nährboden für schädliche Pilze wie Malassezia bildet und Entzündungen fördert.
Empfehlung: Wechseln Sie zu einem pH-hautneutralen (ca. 5,5), milden Shampoo und waschen Sie nach Bedarf, um das mikrobielle Gleichgewicht wiederherzustellen, anstatt die Kopfhaut zu „trainieren“.
Viele Patienten kommen in meine Praxis mit einem scheinbar unlösbaren Problem: Die Haare fetten am Ansatz extrem schnell nach, während die Längen trocken bleiben und die Kopfhaut juckt oder schuppt. Der erste Reflex ist oft, zu aggressiven Anti-Fett- oder Anti-Schuppen-Shampoos zu greifen oder die Haarwäsche so lange wie möglich hinauszuzögern. Diese Ansätze führen jedoch meist in eine Sackgasse, da sie das eigentliche Problem ignorieren oder sogar verschlimmern.
Die weit verbreiteten Ratschläge konzentrieren sich auf die Symptome, nicht auf die Ursache. Doch was, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, die Kopfhaut mit aller Kraft zu „entfetten“, sondern ihr empfindliches Ökosystem aktiv zu pflegen? Die moderne Dermatologie versteht die Kopfhaut nicht als passive Oberfläche, die gereinigt werden muss, sondern als lebendiges Habitat, dessen Gleichgewicht – das Mikrobiom und der Säureschutzmantel – entscheidend für gesundes Haar ist. Tägliches Waschen ist nicht der Feind; die Zerstörung dieser sensiblen Balance durch aggressive Sulfate ist es.
Dieser Artikel bricht mit alten Mythen und beleuchtet aus dermatologischer Sicht, wie Sie Ihre Kopfhautpflege fundamental neu ausrichten. Wir werden die Wissenschaft hinter milden Tensiden entschlüsseln, den Einfluss von Wasserhärte und pH-Wert klären und Ihnen zeigen, wie Sie Ihre Kopfhaut intelligent balancieren, anstatt sie nur zu waschen. Es ist an der Zeit, von einer reinen Reinigungsroutine zu einem bewussten Ökosystem-Management überzugehen.
Um diesen komplexen Zusammenhang verständlich zu machen, führt dieser Leitfaden Sie schrittweise durch die wichtigsten Aspekte einer gesunden Kopfhautpflege. Der folgende Überblick zeigt Ihnen die Themen, die wir detailliert behandeln werden.
Inhaltsverzeichnis: Der Weg zu einer ausbalancierten Kopfhaut
- Warum schäumen milde Naturkosmetik-Shampoos weniger und reinigen sie trotzdem?
- Wie beeinflusst kalkhaltiges Wasser die Wirkung von milden Shampoos?
- Kopfhautjucken: Brauchen Sie ein Anti-Schuppen-Shampoo oder nur Feuchtigkeit?
- Wie wäscht man Haare richtig, um Stylingreste ohne aggressive Mittel zu entfernen?
- Ist Babyshampoo wirklich die mildeste Alternative für Erwachsene?
- Warum „Ausfetten lassen“ ein Mythos ist, der Ihrer Kopfhaut schaden kann?
- Wie oft darf man peelen, bevor der Säureschutzmantel zerstört wird?
- INCI-Listen entschlüsseln: Woran erkennt man hochwertige Shampoos im Drogerieregal?
Warum schäumen milde Naturkosmetik-Shampoos weniger und reinigen sie trotzdem?
Die tief verwurzelte Annahme, dass üppiger Schaum gleichbedeutend mit einer gründlichen Reinigung ist, ist einer der größten Mythen in der Haarpflege. Diese Wahrnehmung wurde jahrzehntelang durch Shampoos geprägt, die aggressive Sulfate wie Sodium Lauryl Sulfate (SLS) oder Sodium Laureth Sulfate (SLES) enthalten. Diese Tenside sind zwar exzellente Schaumbildner und Fettlöser, doch ihre Wirkung ist für das empfindliche Ökosystem der Kopfhaut oft zu drastisch. Sie entfernen nicht nur Schmutz und Talg, sondern auch die Lipide des schützenden Säureschutzmantels, was die Hautbarriere schwächt und zu Trockenheit, Reizungen und einer kompensatorischen Überproduktion von Talg führen kann.
Milde Naturkosmetik-Shampoos setzen stattdessen auf sanftere, meist pflanzlich basierte Tenside wie Coco Glucoside, Lauryl Glucoside oder Sodium Cocoyl Isethionate. Diese Zuckertenside und Aminosäure-Tenside haben eine andere Molekülstruktur, die weniger aggressiv auf die Hautbarriere wirkt. Sie reinigen effektiv, aber selektiv, ohne die Kopfhaut vollständig zu „strippen“. Ihre geringere Schaumbildung ist also kein Zeichen mangelnder Waschkraft, sondern ein Indikator für eine intelligentere, schonendere Reinigungs-Intelligenz. Der wachsende Zuspruch zu diesem Ansatz ist deutlich: Aktuelle Marktdaten zeigen, dass in Deutschland 28 % des Naturkosmetikmarktes auf die Haarpflege entfallen, wobei sulfatfreie Formulierungen besonders gefragt sind.
Die Umstellung erfordert oft eine kurze Gewöhnungsphase. Die Haare und die Kopfhaut müssen sich an die neue, sanftere Waschmethode anpassen. Eine Doppelwäsche, bei der im ersten Durchgang Schmutz und Stylingreste gelöst und im zweiten gründlich gereinigt wird, kann die Schaumbildung und das Reinigungsergebnis deutlich verbessern.
Wie beeinflusst kalkhaltiges Wasser die Wirkung von milden Shampoos?
Ein Faktor, der in Deutschland oft unterschätzt wird, ist die Wasserhärte. Hartes, also sehr kalkhaltiges Wasser, kann die Effektivität von Haarpflegeprodukten, insbesondere von milden Shampoos, erheblich beeinträchtigen. Die im Wasser gelösten Mineralien, vor allem Kalzium- und Magnesiumionen, reagieren mit den Tensiden des Shampoos. Dies kann dazu führen, dass das Shampoo schlechter schäumt und seine Reinigungskraft abnimmt. Noch problematischer ist jedoch die Bildung von unlöslichen Rückständen, oft als „Kalkseife“ bezeichnet.
Diese Mineralablagerungen legen sich wie ein Film um das Haar, machen es stumpf, strohig und schwer kämmbar. Die Haaroberfläche wird rau und uneben, was Licht weniger gut reflektiert und dem Haar seinen Glanz nimmt. Auf der Kopfhaut können diese Ablagerungen die Poren verstopfen und zu Juckreiz, Trockenheit oder einem beschleunigten Nachfetten beitragen, da die Hautbarriere gestört wird.

Wie die mikroskopische Aufnahme zeigt, können sich diese Mineralien regelrecht am Haarschaft festsetzen. Milde Shampoos, die auf Zuckertensiden wie Coco Glucoside basieren, sind hier oft eine gute Wahl. Diese sind, wie Analysen von deutschen Drogerieprodukten etwa bei Alterra (Rossmann) zeigen, nicht nur sanft zur Kopfhaut, sondern auch weniger anfällig für die Bildung von Kalkseife als traditionelle Seifen. Eine saure Spülung nach der Wäsche, zum Beispiel mit verdünntem Apfelessig (1-2 Esslöffel auf 1 Liter Wasser), kann helfen, diese Mineralrückstände zu neutralisieren und zu entfernen, indem sie den pH-Wert von Haar und Kopfhaut wieder in den optimalen sauren Bereich bringt und die Schuppenschicht des Haares schließt.
Kopfhautjucken: Brauchen Sie ein Anti-Schuppen-Shampoo oder nur Feuchtigkeit?
Kopfhautjucken ist eines der häufigsten dermatologischen Symptome, doch seine Ursachen sind vielfältig. Viele greifen reflexartig zu einem Anti-Schuppen-Shampoo, was in manchen Fällen die Situation sogar verschlimmern kann. Es ist entscheidend, zwischen zwei Hauptursachen zu unterscheiden: trockener, dehydrierter Kopfhaut und einer echten Schuppenbildung durch eine mikrobielle Dysbiose.
Trockenheitsjucken entsteht oft durch eine geschwächte Hautbarriere, verursacht durch aggressive Shampoos, zu heißes Föhnen, trockene Heizungsluft oder eben hartes Wasser. Die Kopfhaut verliert an Feuchtigkeit, spannt und juckt. Die dabei entstehenden Schuppen sind meist klein, weiß und rieseln trocken vom Kopf. In diesem Fall benötigt die Kopfhaut keine aggressiven antimykotischen Wirkstoffe, sondern intensive Feuchtigkeit und beruhigende Inhaltsstoffe wie Panthenol, Aloe Vera oder Inulin.
Echte fettige Schuppen hingegen sind meist größer, gelblich und kleben an Kopfhaut und Haaren. Sie sind das Resultat eines aus dem Gleichgewicht geratenen Mikrobioms. Wie die Experten von Vichy betonen, spielt hier ein spezifischer Mikroorganismus eine zentrale Rolle:
Das Mikrobiom der Kopfhaut beherbergt neben nützlichen Bakterien auch verschiedene Pilze. Diese Mikroorganismen sind wichtig für das natürliche Gleichgewicht und die Schutzfunktionen der Kopfhaut.
– Vichy Dermatologie-Experten, Vichy Expertentipps zur Kopfhautpflege
Wenn dieses Gleichgewicht gestört ist, kann es zu einer Überpopulation kommen. Dermatologische Studien belegen, dass eine Überbesiedlung des Hefepilzes Malassezia globosa die Hauptursache für fettige Schuppen ist. Dieser Pilz ernährt sich vom Talg der Kopfhaut und seine Stoffwechselprodukte reizen die Haut, beschleunigen die Zellteilung und führen so zur typischen Schuppenbildung und oft starkem Juckreiz. Hier können milde Anti-Schuppen-Shampoos mit Wirkstoffen wie Pirocton-Olamin sinnvoll sein, die das Pilzwachstum regulieren, ohne die Kopfhaut unnötig zu strapazieren.
Wie wäscht man Haare richtig, um Stylingreste ohne aggressive Mittel zu entfernen?
Hartnäckige Rückstände von Stylingprodukten wie Haarspray, Gel oder Silikonen aus konventionellen Conditionern können eine milde Reinigung vor eine Herausforderung stellen. Anstatt jedoch zu aggressiven Shampoos zu greifen, die das Kopfhaut-Ökosystem stören, gibt es intelligentere Methoden, um diese Ablagerungen effektiv und schonend zu entfernen. Eine der wirksamsten Techniken ist die sogenannte „Pre-Poo“-Methode, eine Vorbehandlung vor der eigentlichen Haarwäsche.
Hierbei wird ein hochwertiges Pflanzenöl (z. B. Jojoba-, Argan- oder Kokosöl) sanft in die trockene Kopfhaut und die Haarlängen einmassiert. Das Öl wirkt als lipophiles (fettliebendes) Lösungsmittel: Es bindet und löst effektiv Fette, Silikone und andere Produktreste, die wasserbasierte Reiniger nur schwer entfernen können. Eine sanfte Kopfhautmassage während des Auftragens fördert nicht nur die Durchblutung und entspannt, sondern hilft auch, die Ablagerungen mechanisch zu lockern.

Nach einer Einwirkzeit von etwa 15 bis 20 Minuten wird das Haar wie gewohnt mit einem milden Shampoo gewaschen. Oft ist eine Doppelwäsche empfehlenswert: Der erste Waschgang emulgiert das Öl-Schmutz-Gemisch und spült den Großteil der Rückstände aus, während der zweite Waschgang Haar und Kopfhaut final reinigt. Eine Silikon-Massagebürste kann während des Shampoonierens verwendet werden, um die Reinigungswirkung zu intensivieren und die Kopfhaut sanft zu peelen, ohne sie mit den Fingernägeln zu reizen.
Diese Methode ist nicht nur eine effektive Tiefenreinigung, sondern auch eine intensive Pflegemaßnahme. Das Öl nährt die Kopfhaut und die Haare, schützt sie vor dem austrocknenden Effekt des Wassers und hinterlässt das Haar geschmeidig und glänzend – ganz ohne aggressive Chemie.
Ist Babyshampoo wirklich die mildeste Alternative für Erwachsene?
Der Glaube, Babyshampoo sei aufgrund seiner Sanftheit die beste Wahl für empfindliche Erwachsenenköpfe, ist ein weit verbreiteter Trugschluss. Zwar sind Babyshampoos formuliert, um besonders mild zu sein, doch sie sind auf eine ganz andere physiologische Anforderung optimiert: Sie sollen in den Augen nicht brennen. Um dies zu erreichen, haben sie einen neutralen pH-Wert von etwa 7,0, was dem pH-Wert der Tränenflüssigkeit entspricht.
Genau hier liegt das Problem für die erwachsene Kopfhaut. Eine gesunde Kopfhaut besitzt einen sogenannten Säure-Pufferzone (Säureschutzmantel) mit einem leicht sauren pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5. Dieses saure Milieu ist von entscheidender Bedeutung: Es hemmt das Wachstum schädlicher Bakterien und Pilze (wie Malassezia) und hält die schützende Hautbarriere intakt. Die Verwendung eines pH-neutralen Shampoos verschiebt den pH-Wert der Kopfhaut in einen basischeren Bereich. Dies schwächt den Säureschutzmantel, macht die Haut anfälliger für Keime und kann die Schuppenschicht des Haares aufrauen, was zu Glanzlosigkeit und Frizz führt.
Babyshampoos haben einen neutralen pH-Wert von ~7, um in den Augen nicht zu brennen. Dieser Wert ist jedoch für den sauren pH-Wert der erwachsenen Kopfhaut (4,5-5,5) nicht ideal.
– Dermatologen, Analyse von pH-optimierten Shampoos
Für Erwachsene ist es daher physiologisch sinnvoller, ein Shampoo zu wählen, dessen Formulierung auf den sauren pH-Wert der Kopfhaut abgestimmt ist. Ein Produkt, das den hautneutralen pH-Wert von 5,5 unterstützt, stärkt aktiv den Säureschutzmantel und fördert so ein gesundes mikrobielles Gleichgewicht. Die Milde eines Shampoos definiert sich also nicht nur durch das Fehlen aggressiver Tenside, sondern maßgeblich auch durch seinen pH-Wert. Ein „brennfreies“ Shampoo ist nicht automatisch ein „kopfhautfreundliches“ Shampoo.
Warum „Ausfetten lassen“ ein Mythos ist, der Ihrer Kopfhaut schaden kann?
Der Rat, die Haare seltener zu waschen, um die Talgdrüsen zu „trainieren“ und die Fettproduktion zu drosseln, gehört zu den hartnäckigsten Mythen der Haarpflege. Aus dermatologischer Sicht ist dieser Ansatz nicht nur unwirksam, sondern potenziell schädlich für das Ökosystem der Kopfhaut. Die Aktivität der Talgdrüsen wird nicht durch externe Faktoren wie die Waschfrequenz gesteuert, sondern primär durch Hormone (insbesondere Androgene), genetische Veranlagung und den allgemeinen Gesundheitszustand.
Die Kopfhautspezialisten von René Furterer fassen die wissenschaftliche Erkenntnis klar zusammen:
Die Talgproduktion ist primär hormonell gesteuert und wird nicht durch die Häufigkeit des Waschens beeinflusst. Das ‚Training‘ der Talgdrüsen ist physiologisch nicht möglich.
– René Furterer Kopfhautspezialisten, Mikrobiom-Forschung der Kopfhaut
Das „Ausfetten lassen“ führt dazu, dass sich Talg, Schweiß, abgestorbene Hautzellen und Umweltpartikel auf der Kopfhaut ansammeln. Dieser Mix ist nicht nur unhygienisch, sondern schafft auch ein problematisches Milieu. Der alte Talg oxidiert an der Luft, und diese Talg-Oxidation führt zur Bildung von reizenden Substanzen, die Entzündungen und Juckreiz fördern können. Dieser Prozess wird als „Mikro-Entzündung“ bezeichnet.
Fallbeispiel: Die Rolle von überschüssigem Talg bei Mikrobiom-Störungen
Forschungen bei René Furterer haben gezeigt, dass ein Überschuss an altem Talg und Schweiß auf der Kopfhaut den idealen Nährboden für die bereits erwähnten Malassezia-Hefepilze bildet. Diese Mikroorganismen ernähren sich von den Lipiden im Talg. Eine erhöhte Verfügbarkeit von „Nahrung“ führt zu ihrer übermäßigen Vermehrung. Dies verstärkt Probleme wie fettige Schuppen und Entzündungen, was wiederum die Talgproduktion anregen kann – ein Teufelskreis aus Fett, Pilzwachstum und Reizung entsteht, der durch das Hinauszögern der Haarwäsche aktiv befeuert wird.
Die Lösung liegt also nicht im selteneren Waschen, sondern im richtigen Waschen: die regelmäßige, aber sanfte Entfernung von überschüssigem, oxidiertem Talg mit einem pH-hautneutralen, milden Shampoo, um das Mikrobiom im Gleichgewicht zu halten.
Wie oft darf man peelen, bevor der Säureschutzmantel zerstört wird?
Ein Kopfhautpeeling kann eine sinnvolle Ergänzung zur Pflegeroutine sein, um abgestorbene Hautzellen, hartnäckige Ablagerungen und überschüssigen Talg gründlicher zu entfernen als mit einem Shampoo allein. Es fördert die Mikrozirkulation und schafft eine saubere Basis für gesundes Haarwachstum. Doch wie bei jeder intensiven Behandlung ist die richtige Frequenz entscheidend, um den empfindlichen Säureschutzmantel nicht zu schädigen. Die Antwort hängt stark von der Art des Peelings ab.
Man unterscheidet hauptsächlich zwischen drei Methoden: mechanisch, chemisch und enzymatisch. Jede wirkt anders auf die Hautbarriere und den pH-Wert. Die folgende Tabelle, basierend auf dermatologischen Analysen zu Kopfhautpeelings, gibt einen Überblick über die empfohlene Anwendungshäufigkeit, um das Gleichgewicht der Kopfhaut zu wahren.
| Peeling-Art | Wirkweise | pH-Einfluss | Empfohlene Frequenz |
|---|---|---|---|
| Mechanisch (Zucker/Salz) | Physische Abreibung | Neutral, aber oft zu aggressiv | Max. 1x pro Monat |
| Chemisch (AHA/BHA) | Säurelösung abgestorbener Zellen | Senkt pH temporär stark | 1-2x pro Woche je nach Konzentration |
| Enzymatisch | Proteinspaltung sanft | Minimal, hautfreundlich | 2-3x pro Woche möglich |
Mechanische Peelings mit Partikeln wie Zucker oder Salz können bei zu häufiger oder aggressiver Anwendung Mikroverletzungen auf der Kopfhaut verursachen und die Hautbarriere stark strapazieren. Sie sollten daher sehr sparsam eingesetzt werden. Chemische Peelings mit Säuren wie Salicylsäure (BHA) oder Glykolsäure (AHA) sind oft effektiver bei fettiger, zu Unreinheiten neigender Haut, können aber bei falscher Anwendung ebenfalls reizen. Die Frequenz sollte langsam gesteigert werden. Am schonendsten sind enzymatische Peelings, die Proteine spalten und so abgestorbene Zellen sanft lösen, ohne den pH-Wert stark zu beeinflussen. Sie sind oft auch für empfindliche Kopfhaut gut geeignet. Die goldene Regel lautet: Hören Sie auf Ihre Kopfhaut. Rötungen, Spannungsgefühle oder vermehrter Juckreiz sind klare Zeichen, die Frequenz zu reduzieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Schaum ist kein Maß für Sauberkeit; milde, pflanzliche Tenside reinigen schonender und erhalten das Kopfhaut-Ökosystem.
- Die Talgproduktion ist hormonell gesteuert und kann nicht durch selteneres Waschen „trainiert“ werden. Der „Ausfetten-lassen“-Mythos ist physiologisch widerlegt und kann Probleme verschlimmern.
- Eine gesunde, erwachsene Kopfhaut benötigt einen sauren pH-Wert von ca. 5,5. pH-neutrale Babyshampoos (pH 7) sind daher für Erwachsene nicht ideal und können die Schutzbarriere schwächen.
INCI-Listen entschlüsseln: Woran erkennt man hochwertige Shampoos im Drogerieregal?
Nachdem wir die wissenschaftlichen Grundlagen verstanden haben, stellt sich die praktische Frage: Wie findet man im Dschungel der Produkte im deutschen Drogeriemarkt ein wirklich gutes, mildes Shampoo? Die Antwort liegt in der Fähigkeit, die INCI-Liste (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) auf der Rückseite des Produkts zu lesen und zu interpretieren. Die Inhaltsstoffe sind nach ihrer Konzentration in absteigender Reihenfolge aufgeführt, was eine schnelle Einschätzung der Formulierung ermöglicht.
Ein hochwertiges, mildes Shampoo zeichnet sich nicht nur durch das aus, was es nicht enthält (aggressive Sulfate), sondern vor allem durch das, was es enthält. Suchen Sie nach pflegenden, kopfhautfreundlichen Wirkstoffen, die weit oben in der Liste stehen. Dazu gehören Feuchtigkeitsspender wie Panthenol (Provitamin B5), Glycerin, Aloe Vera oder innovative Inhaltsstoffe wie Inulin, ein Präbiotikum, das das Gleichgewicht des Mikrobioms unterstützen kann. Eine Untersuchung von Ökotest hat gezeigt, dass 85 % der getesteten Naturkosmetik-Shampoos als komplett schadstofffrei eingestuft wurden, was die Qualität in diesem Segment unterstreicht. Zertifizierte Naturkosmetik-Siegel wie NATRUE oder BDIH garantieren zudem den Verzicht auf synthetische Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe, Silikone und Paraffine.
Um Ihnen die Auswahl zu erleichtern, dient die folgende Checkliste als praktischer Leitfaden für Ihren nächsten Einkauf. Mit diesem Wissen können Sie selbstbewusst und informiert die richtige Entscheidung für die Gesundheit Ihrer Kopfhaut treffen.
Ihr Aktionsplan zur Shampoo-Analyse im Drogeriemarkt
- Die Top-7-Regel anwenden: Prüfen Sie die ersten 5 bis 7 Inhaltsstoffe. Diese machen den Hauptanteil der Formulierung aus und bestimmen die grundlegende Wirkung des Shampoos.
- Aggressive Sulfate identifizieren und meiden: Achten Sie auf Namen wie Sodium Lauryl Sulfate (SLS) und Sodium Laureth Sulfate (SLES). Stehen diese weit oben, ist das Shampoo wahrscheinlich zu aggressiv.
- Milde Tensid-Alternativen suchen: Bevorzugen Sie Shampoos, die auf sanften Zuckertensiden wie Coco Glucoside, Lauryl Glucoside oder Aminosäure-Tensiden wie Sodium Cocoyl Glutamate basieren.
- Power-Inhaltsstoffe für die Kopfhaut erkennen: Suchen Sie gezielt nach beruhigenden und pflegenden Wirkstoffen wie Panthenol, Niacinamide, Inulin oder Aloe Barbadensis Leaf Juice (Aloe Vera).
- Auf verlässliche Naturkosmetik-Siegel achten: Siegel wie NATRUE und BDIH garantieren hohe Standards und den Verzicht auf kritische synthetische Stoffe, was eine gute Orientierung bietet.
Der Weg zu einer gesunden, ausgeglichenen Kopfhaut ist kein Sprint, sondern ein Marathon, der auf Wissen und der richtigen Technik beruht. Es geht darum, die überholte Vorstellung von „quietschsauber“ hinter sich zu lassen und stattdessen ein Verständnis für die Kopfhaut als lebendiges Ökosystem zu entwickeln. Die Umstellung auf eine sanfte, pH-optimierte und bedarfsgerechte Reinigung ist der entscheidende Schritt, um den Teufelskreis aus schnell fettendem Ansatz, Juckreiz und Schuppen dauerhaft zu durchbrechen. Indem Sie lernen, die Signale Ihrer Kopfhaut zu deuten und Produkt-Listen kritisch zu hinterfragen, nehmen Sie die Gesundheit Ihrer Haare selbst in die Hand. Bewerten Sie Ihre aktuelle Routine und beginnen Sie noch heute damit, Ihre Kopfhaut nicht nur zu reinigen, sondern aktiv zu pflegen.